Ein Besuch in Cao Chang Di

img_2016Eine Kollegin hatte mich zur Finissage von Martin Wehmers Ausstellung „Neighborship in Wang Jing Park“ in der Ying Gallery eingeladen. Obwohl ich eigentlich nicht auf diese Art von großformatig-pastöser Malerei stehe, war ich zu neugierig und wollte die Gelegenheit nutzen, und das Kunstareal von Cao Chang Di (chinesisch für Grasland) kennen lernen. Da sich die Luftverschmutzung etwas gelegt, hatte nahm ich das Fahrrad und brauchte gute 90 Minuten zu dem Areal, das im Kreuzungsbereich des Airport-Expressways und 5.Ring liegt. Ähnlich wie in der – nicht weit entfernten – berühmten 798 Art Zone, ist das ehemalige Dorf seit 2000 zu einem Zentrum der internationalen Kunstszene geworden – wohl auch weil Ai Wei Wei hier bis vor Kurzem seine Studios betrieben hat.

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Martin Wehmer erklärt Entstehungsweise und Hintergründe seiner Bilder

Da ich – trotz einigen Suchens in der Gegend und Befragens von Anliegener – recht früh ankam, hatte ich reichlich Gelegenheit mich mit dem Künstler zu unterhalten, der sich viel Zeit nahm, mir nicht nur die Gemälde, sondern auch die Umstände seines Schaffens in Peking zu erläutern. Besonders interessant waren seine Kommentare zu einzelnen Werken, die inhaltlich aktuelle oder historische, gesellschaftliche oder politische Umstände auf irritierend unterschwellige Art kommentieren. Die Bilder fand ich dann allesamt wegen ihrer grafischen Ausdruckskraft und Eigenständigkeit ganz großartig.

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Finissage der Ausstellung „Neighbourship in Wang Jing Park“ in der Ying Gallery, Cao Chang Di

Die Kunstszene hat sich in China in den letzten Jahren sehr verändert; vor allem, weil Chinesen über sehr viel Geld verfügen, das auch in Kunst investiert wird. Im Gegensatz zur europäischen Kunstszene sind die Kunstsammler und -investoren viel jünger. Auch findet keine so starke Abgrenzung der Genres statt, wie es in der Alten Welt – vor allem in Deutschland – immer noch üblich ist.