Am Freitag, dem Vorabend der Nationalfeiertage – auf den Straßen, im Verkehr, im Supermarkt überall geschäftiges Treiben. Das Internet ist so lagsam wie bisher hier noch nicht erlebt. Es wird sicherlich daran liegen, dass alle Chinesen sich jetzt noch mal schnell per WeChat verständigen darüber, was noch eingekauft werden soll – sie bezahlen sogar per WeChat. Der QR-Code wird an der Kasse einfach gescannt und dann vom Konto direkt abgebucht. Sie benutzen die App – ähnlich wie wir WhatsApp – für die komplette mobile Kommunikation – zumindest dort wo sie Internet-Empfang haben.
Die Volksrepublik China wurde nach dem Sieg der Kommunisten im Chinesischen Bürgerkrieg am 1. Oktober 1949 gegründet (mehr dazu bei ChinaTravelGuide). In diesem Jahr fällt dieses Datum auf einem Sonnabend – arbeitgeberfreundlich! Am Dienstag sind die offiziellen drei Nationalfeiertage vorüber. Die meisten Betriebe geben ihren Mitarbeitern jedoch insgesamt eine ganze Woche frei. Allerdings ist diese Regelung inzwischen freiwillig. In manchen Firmen wird auch ab Dienstag wieder voll gerabeitet und das kommende Wochenende noch dazu genommen, um versäumte Arbeitszeit nachzuholen.

Als ich mein Apartment am Sonnabend gegen 11 Uhr verließ, waren auf der Straße nur wenig Leute unterwegs. Die Sonne schien mild auf ein insgesamt sehr heitere Feiertagsstimmung. Am frühen Nachmittag ging ich zusammen mit meinem Sohn auf der Changan westwärts zum Platz des Himmlischen Friedens, in der Hoffnung dort noch irgendwelche Paraden zu sehen. Ab der Wanfuqing trafen wir auf sehr dichtes Treiben. Um den gesamten Platz herum sind Sicherheitskontrollen eingerichtet, die heute jedoch wegen des starken Andrangs relativ lax gehandhabt wurden.
Der Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) ist ca. 40 Hektar groß und damit die größte zusammenhängend befestigte Fläche weltweit. Auf ihm können sich bis zu 1 Million Menschen versammeln. Ganz so viele waren es heute mit Sicherheit nicht; jedoch bekommt man schon einen gewissen Eindruck davon, wenn dort nur einige zigtausend Chinesen in Feiertagsstimmung unterwegs sind, mit ihren kleinen roten Fahnen wedeln und Selfies machen.
Am Freitag ist die „Golden Week“ vorüber. Viele Chinesen nutzen diesen einwöchigen Kurzurlaub für Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten und den Besuch ihrer Familien im ganzen Land. Dank gestiegener Einkommen können sich die meisten dies heute leisten. Eine geschätzte halbe Milliarde Chinesen ist unterwegs. Axel Dorloff, ARD-Hörfunkstudio Peking spricht von der „größten Völkerwanderung der Welt“.